Der 24. August brach an und ich wurde in aller Frühe von der neuen Hostmum abgeholt. Die neue Familie besteht nun aus
sechs Mitgliedern, aufgeteilt in
zwei Häuser. Es handelt sich hierbei um
vier Jungs (4, 5, 15 & 16) und um die Eltern. Tiere kann man hier auch beobachten: zwei Hamster, einen Kater (erinnert mich and die Katze von Kitekat) und zwei Kaninchen. Ich muss zugeben, dass ich mich erst wirklich extrem unwohl (schon beim Betreten des Hauses) gefühlt habe, denn ich sah dem alten Haus schon den hygienischen Zustand an. Nicht zu vergleichen mit meiner ersten Gastfamilie. Nach ein paar Tagen
Eingewöhnungszeit und ein paar Spritzern
Desinfektionsmittel, kann ich nun hier "leben"...
Wenn man die Arbeit, die hier zu leisten ist, mit der vorherigen vergleicht, kann ich sagen, dass ich hier wirklich viel weniger machen muss. Die Putzarbeit ist mehr oder weniger gleich geblieben, aber die Zeit, in der ich mich um die Kinder kümmern muss, ist drastisch gesunken! Da noch
Ferienzeit ist (morgen geht die Schule los), musste ich aber die ganzen Tage zu Hause verbringen und mit den Kindern spielen, was mich wirklich meine
Nerven gekostet hat. Der Kleinste ist ebenfalls der
Frechste! Er spricht mich nicht mit meinem Namen an, sondern mit "Aupair" oder sogar
"silly Aupair". Auch meine Anweisungen befolgt er nicht immer. Ich dachte den einen Tag sogar schon daran, die Familie nochmal zu wechseln, hab mich aber nach einem langen spaziergang dazu entschieden, einfach einmal abzuwarten. Nach einem kurzen
Gespräch mit ihm, kann ich mir nun vorstellen, dass es bergauf geht! Gestern war er wirklich lieb zu mir und hat mich auch immer
höflich um diverse Sachen gebeten. Ich schätze, dass die Schulzeit ihn verändern wird -
positiv versteht sich, immerhin kommt er jetzt in die
Vorschule und sammelt so ganz neue Eindrücke von der Welt. Mit dem fünfjährigen versteh ich mich relativ gut und er ist auch nun wirklich nicht frech. Den 15-Jährigen habe ich bis heute noch nicht gesehen, da er im anderen Haus wohnt und eher was mit seinen Freunden unternimmt, als bei seiner Familie zu sein. Ganz im Gegensatz zum Ältesten, der ist so gut wie den ganzen Tag hier im Haus und spielt mit den Kindern, was mir auch sehr die Arbeit erleichtert.
Was mich total verwirrt hat, war der "Ernährungsumschwung": Aus der spanischen Familie noch immer frisches Essen gewohnt, bekommt man hier nur
Fertigprodukte zu Gesicht. Ebenfalls tummeln sich hier Berge von
Süßigkeiten in der Küche. Eines Nachmittags habe ich einmal die
Cornflakes-Packungen gezählt und blieb bei 52 stehen und ich bin der Meinung es sind noch mehr! Die Schränke sind voller
Konservendosen, dass man als Lunch und Dinner mal eben schnell (!) zubereiten kann.
Ich, als
Vegetarierin, habe an meinem ersten Tag verzweifelt nach frischem Gemüse gesucht...
Fehlanzeige. Die Mutter hatte darauf die Erklärung, dass Mittwochs immer die grünen Mülltonnen geleert werden und sich deshalb beispielsweise keine Tomaten mehr im Kühlschrank befinden. Nach nun fast zwei Wochen hier, kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich die einzige bin, die hier Gemüse isst! Gemüse, was den Weg in den Kühlschrank findet, findet auch nur den Weg in meinen Magen, das ist Fakt. Lunch kann ich mir selber zubereiten, weil tagsüber die Eltern schlafen (sie arbeiten nachts) - Dinner macht die Mutter (es wäre doch unhöflich es abzulehnen, wenn sie doch für mich mitkocht). Bis jetzt gab es aber immer nur Pommes (selbstgemacht!), andere Aufbackprodukte oder Aufläufe, die man teils auch den Dosen entnommen hat.
Auch in der
Mentalität der Menschen ist ein großer
Unterschied zu erkennen. Die
spanische Familie, die zu (!)
energiegeladen war, hatte mich schon etwas eingeschüchtert... Aber
hier bekommt man doch eigentlich nur die beiden jüngsten Kinder zu hören, wenn man vom Husten des Vaters mal absieht.
Schweigen ist angesagt, wenn man beieinander sitzt. Ab und zu bekommt man Gesprächsfetzen mit, die dann aber doch schnell wieder verblassen. Jedoch reden sie, wenn man sie anspricht und so konnte ich schon schöne Gespräche führen. Am besten lässt es sich doch beim Backen reden, denn ich habe eine Gemeinsamkeit mit der Mutter entdeckt: wir backen gerne. Nun weiß ich aber nicht, warum sie so viele Backbücher kauft. Langsam bin ich der Meinung, dass die Briten einen
Kaufzwang haben - seit dem ich hier bin, bin ich aber auch schon der
Kauflust verfallen, weil es hier einfach gute
Angebote gibt, wie beispielsweise
"buy one get one free".
Ist das wirklich die britische Lebensart?